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Weg der Jarl
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Weg der Jarl
Wenn man in Markarth auf der Flussseite im Arbeiterviertel in Richtung Festung Unterstein geht,
kommt man an dem Eingang der Hallen der Toten vorbei. Links davon
beginnen die Treppenstufen die zum Gipfel des höchsten Berges führen welcher weit über Markarth thront. Nämlich die Karthkrone. Die Treppenstufen entstanden wie der Rest Markarths durch die unvergleichliche Arbeit der Dwemer.
5000 Stufen führen zu dem legendären Gipfel über der Stadt aus Stein. Weniger als am Hals der Welt.
Allerdings älter und zahlreich genug um aus einen übereifrigen Krieger einen klapprigen Greis zu machen. Die Dwemer errichteten auf dem Gipfel eine Art Observatorium in Form eines kreisrunden Raumes mit Kuppel in dem heute
der Schrein der Göttlichen untergebracht ist. Derartige Schätze oder Aufzeichnungen sind durch Reikmannische Plünderungen verloren gegangen. Nur eine außerhalb des Tempels gelegene Sonnenuhr sowie ein alter Dwemerkalender sind erhalten geblieben. Über das Zeitalter der Reikmannen sind so gut wie keine Aufzeichnungen vorhanden.
Die einzige nennenswerte Quelle liefert uns Jarl Thranvjur der Alte, welcher im Jahre 1Ä 423 die
Treppen erstmalig im Alter von 89 Jahren bestieg. Demnach nutzten die Reikmannen den Gipfel als Kultstätte für ihre Religion. Thranvjur war es auch der den Weg der Jarl ins Leben rief.
So wurde es schließlich Gesetz, dass ein Jarl zwar die Besteigung des Berges verweigern darf, dafür aber solange nicht von den Priestern für sein Amt gesegnet werden kann. Der Legende nach gilt die Herrschaft eines jeden Jarls als verflucht, der den Aufstieg nicht gemacht hat. Wer den Aufstieg unternimmt muss bei den Treppen die Neun Wegschreine der Göttlichen passieren und jeweils ein Gebet sprechen. Zum Beweis für die Bürger und den Klerus das der Jarl einen Schrein passiert und nicht ausgelassen hat, muss der Anwärter an jedem Wegschrein ein von weiten am Rauch erkennbares Feuer entzünden. Nur wer vor Sonnenaufgang des nächsten Tages wieder zurück in Markarth ist, kann Jarl werden. Wer die Zeit überschreitet verliert diesen Anspruch. Dies war wohl auch die Motivation für viele den Aufstieg zu verweigern.
Dennoch taten es ihm viele Jarl in darauffolgenden Jahrhunderten nach, da die Verweigerung einem Affront an die Göttlichen gleichkam. Sie wollten seinem Ideal folgen. Denn Thranvjur war der Meinung das viele der Verantwortung als Herrschende nicht gerecht wurden, da die Macht immer leicht zu Arroganz, Habgier und Kaltherzigkeit verleite. Der Pilgerweg zur Karthkrone müsse dem jeweiligen Herrscher von Reach lehren sich für niemals etwas höheres als einen Menschen zu halten. Thranvjur wollte das die anstrengende Besteigung des Berges jedem Jarl die Schwierigkeiten seines Amtes aufzeige mit denen man lernen müsse umzugehen. Die von ihm angebrachte eherne Schrifttafel zu Beginn des Weges bringt es diesbezüglich auf den Punkt:
" Gehorche dir selbst bevor dir andere die gehorchen sollen. "
Thranvjur stellte mit diesem Satz jeden gekrönten Jarl vor die Tatsachen. Wer nicht bereit ist selbst Verantwortung zu übernehmen indem er sich bei Besteigung des Weges von allen weltlichen Genüssen der Macht lossagt, verdient es eben nicht über jene Macht zu verfügen. Thranvjur hielt selbst wie kein zweiter an seinen eigenen Vorsätzen fest, indem er jeglichen Besitz verachtete. Sogar Bettler sollen besser als Thranvjur gekleidet gewesen sein, der stets eine braune alte Robe trug. So sehr der alte Jarl beim einfachen Volk beliebt war, war er beim Adel und bei Kaufmännern verhasst die er zur Beseitigung der Armut stärker besteuerte. Bekannt war auch seine Weigerung in Festung Unterstein zu leben, die er nur als regulären Arbeitssitz nutzte. Thranvjur starb schließlich mit 118 Jahren. Die von ihm begründete Tradition erfreute sich allerdings so großer Beliebtheit das viele seiner Nachfolger die Jarl-Pilgerfahrt beibehielten. Wie Thranvjur schrieben viele auf Felswände Gedichte oder ihre regulären Gedanken. Lange galt der Weg der Jarl als vergessen. Doch nun ist es an der Zeit eine Tradition wieder ins Leben zu rufen, die in Reach viele weise und gerechte Herrscher hervorbrachte.
kommt man an dem Eingang der Hallen der Toten vorbei. Links davon
beginnen die Treppenstufen die zum Gipfel des höchsten Berges führen welcher weit über Markarth thront. Nämlich die Karthkrone. Die Treppenstufen entstanden wie der Rest Markarths durch die unvergleichliche Arbeit der Dwemer.
5000 Stufen führen zu dem legendären Gipfel über der Stadt aus Stein. Weniger als am Hals der Welt.
Allerdings älter und zahlreich genug um aus einen übereifrigen Krieger einen klapprigen Greis zu machen. Die Dwemer errichteten auf dem Gipfel eine Art Observatorium in Form eines kreisrunden Raumes mit Kuppel in dem heute
der Schrein der Göttlichen untergebracht ist. Derartige Schätze oder Aufzeichnungen sind durch Reikmannische Plünderungen verloren gegangen. Nur eine außerhalb des Tempels gelegene Sonnenuhr sowie ein alter Dwemerkalender sind erhalten geblieben. Über das Zeitalter der Reikmannen sind so gut wie keine Aufzeichnungen vorhanden.
Die einzige nennenswerte Quelle liefert uns Jarl Thranvjur der Alte, welcher im Jahre 1Ä 423 die
Treppen erstmalig im Alter von 89 Jahren bestieg. Demnach nutzten die Reikmannen den Gipfel als Kultstätte für ihre Religion. Thranvjur war es auch der den Weg der Jarl ins Leben rief.
So wurde es schließlich Gesetz, dass ein Jarl zwar die Besteigung des Berges verweigern darf, dafür aber solange nicht von den Priestern für sein Amt gesegnet werden kann. Der Legende nach gilt die Herrschaft eines jeden Jarls als verflucht, der den Aufstieg nicht gemacht hat. Wer den Aufstieg unternimmt muss bei den Treppen die Neun Wegschreine der Göttlichen passieren und jeweils ein Gebet sprechen. Zum Beweis für die Bürger und den Klerus das der Jarl einen Schrein passiert und nicht ausgelassen hat, muss der Anwärter an jedem Wegschrein ein von weiten am Rauch erkennbares Feuer entzünden. Nur wer vor Sonnenaufgang des nächsten Tages wieder zurück in Markarth ist, kann Jarl werden. Wer die Zeit überschreitet verliert diesen Anspruch. Dies war wohl auch die Motivation für viele den Aufstieg zu verweigern.
Dennoch taten es ihm viele Jarl in darauffolgenden Jahrhunderten nach, da die Verweigerung einem Affront an die Göttlichen gleichkam. Sie wollten seinem Ideal folgen. Denn Thranvjur war der Meinung das viele der Verantwortung als Herrschende nicht gerecht wurden, da die Macht immer leicht zu Arroganz, Habgier und Kaltherzigkeit verleite. Der Pilgerweg zur Karthkrone müsse dem jeweiligen Herrscher von Reach lehren sich für niemals etwas höheres als einen Menschen zu halten. Thranvjur wollte das die anstrengende Besteigung des Berges jedem Jarl die Schwierigkeiten seines Amtes aufzeige mit denen man lernen müsse umzugehen. Die von ihm angebrachte eherne Schrifttafel zu Beginn des Weges bringt es diesbezüglich auf den Punkt:
" Gehorche dir selbst bevor dir andere die gehorchen sollen. "
Thranvjur stellte mit diesem Satz jeden gekrönten Jarl vor die Tatsachen. Wer nicht bereit ist selbst Verantwortung zu übernehmen indem er sich bei Besteigung des Weges von allen weltlichen Genüssen der Macht lossagt, verdient es eben nicht über jene Macht zu verfügen. Thranvjur hielt selbst wie kein zweiter an seinen eigenen Vorsätzen fest, indem er jeglichen Besitz verachtete. Sogar Bettler sollen besser als Thranvjur gekleidet gewesen sein, der stets eine braune alte Robe trug. So sehr der alte Jarl beim einfachen Volk beliebt war, war er beim Adel und bei Kaufmännern verhasst die er zur Beseitigung der Armut stärker besteuerte. Bekannt war auch seine Weigerung in Festung Unterstein zu leben, die er nur als regulären Arbeitssitz nutzte. Thranvjur starb schließlich mit 118 Jahren. Die von ihm begründete Tradition erfreute sich allerdings so großer Beliebtheit das viele seiner Nachfolger die Jarl-Pilgerfahrt beibehielten. Wie Thranvjur schrieben viele auf Felswände Gedichte oder ihre regulären Gedanken. Lange galt der Weg der Jarl als vergessen. Doch nun ist es an der Zeit eine Tradition wieder ins Leben zu rufen, die in Reach viele weise und gerechte Herrscher hervorbrachte.
Re: Weg der Jarl
cf: Innenstadt und Marktplatz von Markarth
Fredas, 13. Abenddämmerung
9:00 Uhr bis 23:59 Uhr
Hal hatte sich vorsorglich noch einen Wanderstab mitgenommen. Nicht das er so schwach war und ihn brauchte. Doch je länger man in den Berge unterwegs war, desto besser sollte man ausgerüstet sein. Dazu gehörte auch fest auf der Erde zu stehen. Die Treppenstufen waren alt und verwittert, doch hielten sie stand, was den Anwärter auf den Thron der Trauer beruhigte. Während er anfangs noch schnell gelaufen war, merkte er bald, dass dies bei der Länge des Weges nur verschwendete Energie war. Immerhin bestieg er hier nach dem hals der Welt einen der höchsten Berge von Himmelsrand. Da war es besser seine Kräfte für den gesamten Aufstieg aufzusparen. Während er also Stufe über Stufe sich auf den Weg zur Spitze machte, dachte er über all das nach was vorgefallen war. Natürlich dachte er an das Jarlthing, an Hroki, an Igmund und schließlich dachte er über sich selbst nach. „Da ist euer vereinigtes Volk von Reach. Viel Spaß damit!“ hörte er Igmunds wütende Stimme sagen. Der Vorwurf beschäftigte ihn immer noch. Hal hatte das Jarlthing gewonnen. Aber auch nur knapp. Und Igmund hinterliess ihm ein gespaltenes Land. Ja es war richtig. Auch Hal hatte seinen Anteil an der Spaltung. Nur ein Narr konnte das Ergebnis des Things einfach übergehen. War er ein Narr? Er wollte dieses Land einen. Es wieder gesund machen. Aber wie schafft man das. Wann ist man ein guter Jarl? Hal erhoffte sich durch diese Pilgerfahrt eine Antwort darauf zu finden. Er hatte es auch getan weil ihn das Ergebnis erschreckt hatte. Er musste lernen zu herrschen. Denn wie ihm sein Negativbeispiel Ulfric Sturmmantel vor Augen führte, waren Kriege gewinnen und regieren nicht ein und dasselbe. So wandte er verstärkt den Felswänden, an welchnm die Stufen vorbeiliefen seine Aufmerksamkeit zu. Generationen von Jarl waren hier vorbeigekommen und hatten ihre Gedanken in Form von Gedichten und Sinnsprüchen aufgeschrieben. Bei vielen war die eingekerbte Schrift schon verwittert, doch während er so lief, las er ab und an die Schriftzüge seiner Vorgänger die sie der Nachwelt kommender Jarl überlassen hatten. „Gehorche dir selbst bevor dir andere gehorchen sollen.“
Las er unter anderem auf den Felswänden, und entdeckte eine verwitterte Signatur. Thranvjur der Alte! Hmmm. Was meinte er damit. Hal überlegte lange während er weiter aufstieg und Markarth unter ihm immer kleiner und kleiner wurde. Man hatte eine schöne Sicht hier. Sah den Turm der Stadtwache und blickte über die Stadt in das Tal der Trauer. „Vielleicht das man als Jarl die meiste Verantwortung trägt und dieser gerecht werden muss, und erst danach das Gefolge kommt?“ überlegte er laut. Es hätte zumindest Sinn gemacht, dass ein Herrscher nicht einfach Verantwortung abwälzen konnte. Wenn ein Untergebener etwas falsch machte, fiel dies immer auf seinen Herrn zurück. So wie damals als Hal die Bauern entschädigen musste, als seine Soldaten deren Felder zertrampelt hatten. Es dauerte gerade mal eine Stunde als er an den ersten Schrein kam. Ein großer Stapel aus Holz war hier aufgeschichtet. Dahinter erhob sich ein Schrein der Göttlichen. Hal erkannte ihn sofort. Stendarr. Rings um den Schrein hatten seine Vorgänger überall Zaubertränke der Heilung und der Gesundheit als Gabe beigelegt. Der Schrein war umringt von roten Phiolen. Also musste er das auch tun! Er kniete an der Feuerstelle nieder, und fand sofort zwei beiliegende Feuersteine mit denen es ihm gelang Funken zu schlagen und das seit Jahrhunderten vertrocknete Holz mit einigen Ästen in Brand zu setzen. Hal musste öfters pusten, um den kleinen Flammen Leben einzuhauchen. Doch bald schon breitete sich das Feuer aus, und zeigte sich stolz mit seinem Rauch den Menschen, die just im Tal auf den Weg zur Karthkrone stierten. Hal verneigte sich, kniete sich nieder und faltete mit geschlossenen Augen die Hände zusammen. „Stendarr sagt: Seid freundlich und großzügig zu den Leuten von Tamriel. Beschützt die Schwachen, heilt die Kranken und gebt den Armen.“ Nachdem er geendet hatte und seinen Heiltrank zu den anderen Gaben legte, hatte er das Gefühl sich stärker und kräftiger zu fühlen, als ihn Stendarrs Segen erfüllte. So setzte er seinen Weg fort. Er machte immer nur kleine Pausen, in denen er das größer werdende Panorama der Stadt aus Stein und dem Tal der Trauer genoss, ehe er weiter ging. Zwischendurch las er immer mal wieder die Schriftzüge an den Wänden. Unter ihnen entdeckte er kurz vor dem nächsten Schrein auch eine die gerade mal hundert Jahre alt war.
„Der Jarl ist der erste Diener des Jarltums.“ - Jarl Ighelm der Strenge. Das war Igmunds Urgroßonkel gewesen, der vor gut hundert Jahren kinderlos gestorben war und den Thron an seinen Neffen Igmar weitergegeben hatte. Reach war damals ein anderes Land gewesen. Hart wie sein Jarl der bei jedem Luxus radikal sparte, dafür aber die Armee des Landes aufbaute. Wann war die Schatzkammer zuletzt so voll gewesen wie in dieser Zeit. Hal schüttelte nur bedauernd den Kopf ehe er weiterging. Der nächste Schrein war der von Arkay. „Arkay sagt: Ehret die Erde, ihre Wesen sowie die Geister, lebend und tot. Verteidigt und hütet die Gaben der irdischen Welt und entweiht nicht die Geister der Toten.“
Hier musste Hal nach dem Entfachen des Feuers das Kaninchen vergraben, was nicht einfach da seine Vorgänger den Platz zum Vergraben ihrer Opfer großzügig genutzt hatten. Erst etwas abseits der Feuerstelle und des Schreins fand er ein Plätzchen, dass er mit der dort liegenden rostigen Schaufel aushob. So ging es weiter. Der Anwärter betrat Stufe über Stufe. Sah wie er sich von Markarth, der Stadt unter ihm, entfernte. Und nicht zum ersten Mal bangte Hal Windspalter ob der Zeit die ihm noch gegeben war. Die Sonne stand schwach zur Mittagszeit am Himmel als er den Schrein von Mara erreichte, und zum ersten Mal auf die Probe gestellt wurde.
Denn überall lagen Amulette und Ringe verteilt als Gaben um den Schrein. Lange stierte er sie an, und es bedurfte eines Blicks auf ein Amulett in der das Bild einer schönen Nord-Frau verwittert ihn anstarrte. Unweigerlich fasste er an seins. Nein! Das konnten sie nicht verlangen… Er musste sich von dem trennen was ihn noch an seine Mutter erinnerte? Er nahm es von seinem Hals und blickte es an. Es war ein Schmuckstück der Skaal in das ein kleines Stück Stahlriim eingraviert war. Seine Mutter hatte es mitgenommen als sie mit seinem Vater Solstheim verlassen hatte. Bevor sie starb, hatte sie eine Woche zuvor an einem Lagerfeuer in einer kühlen Herbstnacht es ihm vermacht. Nie hatte er es losgelassen. Immer war es bei ihm gewesen bis jetzt. Dann blickte er auf alle liegenden Gaben vor ihm. Hatten dies seine Vorgängerinnen und Vorgänger auch nicht getan? Sie alle mussten jemanden geliebt haben. Und doch opferten sie ihre Erinnerungen nur um über dieses Land zu herrschen. Hal blickte sich um und sah an einer nahe gelegenen Felswand ein weiteren Schriftzug der bereits etwas älter war.
„Als Jarl hat man keine Familie und keinen Geliebten, außer dem Volk und das Recht.“ - Jarl Vlindrel Blutbeere. Hal lächelte bitter und strich eine seiner strohblonden langen Strähnen zurück. Wie sehr hasste er es ihr Recht zu geben. Vlindrel Blutbeere hatte Reach unter einem schrecklichen Preis von den Reikmannen zurückerobert. Ihr Geliebter war bei der legendären Schlacht bei der Bardensprungspitze von einem Pfeil abgeschossen worden. Die Legenden berichteten, dass Vlindrel noch sah wie er lange in die Schlucht unter dem Donnern der Wasserfälle in die Fluten stürzte. Sie musste wie kein anderer Jarl gewusst haben wie es ist seine Liebenden für die Macht zu opfern. Er strich sanft über das Stahlriim-Amulett, ehe er es nach Entzünden der Flammen zwischen seinen gefalteten Händen hielt, die Augen schloss und kniend vor dem Schrein sagte. „Mara sagt: Lebt besonnen und friedlich. Ehret eure Eltern und bewahrt den Frieden und die Sicherheit des Hauses und der Familie.“ Dabei hielt er das Amulett sacht in den Händen, gab ihm einen letzten Kuss und sagte: „Ich komme wieder Mutter.“ Ja er würde wiederkommen. Um das Amulett immer wieder an seinem jetzigen Platz zu sehen, musste er zurückkommen und Jarl werden.
Schweren Herzens ging er weiter. Der Verlust des Amuletts hatte wehgetan. Und dann kamen ihn Appianus Worte in den Sinn. "Die Göttlichen sind nicht so grausam, wie manch einer glaubt. Sie werden dir keinen Segen verwehren, nur weil du einen Weg nicht beschreitest. Sie haben es nicht nötig, sich so an den Sterblichen großzutun. Und es gibt keinen Grund, dass du dieses Leid auf dich nimmst, und keiner deiner Bürger hier.“ Wütend stapfte Hal weiter. Nein das alles war nicht nötig gewesen. Vielleicht hatten Igmund und Hrolfdir die Götter anderweitig beleidigt. Dieses Ritual hier war ein Ritual der Sterblichen für die Sterblichen. Den Göttlichen war es wohl gleich wie viele Amulette seiner Eltern man hier wohl abwarf. Aber es war zu spät. Zu spät das Amulett aufzuheben. Zu spät um umzukehren. Und zudem fiel sein Auge bald passenderweise auf einen neuen Schriftzug, der zwar alt und verwittert aber so groß war das man ihn noch lesen konnte. Ganze Sätze waren in die Wände eingeritzt worden. Es war eine Warnung.
„Weh dir oh Soljund Schwarz-Föhre, Jarl von Reach….
Und jene die dir und mir nachkommen werden…
Möge deine Seele rastlos in der Dunkelheit sein…
Möge sie in deiner bebenden Hülle keine Ruhe finden…
Für deine Torheit den Göttlichen ihre Ehre zu versagen…
Für deine Weigerung den Weg aller Jarl zu gehen…
Mögen alle Jarl die kommen und gehen wie du einst scheitern…
Auf immerdar!“
Jarl Sunwig die Beherzte, 2 Ära Jahr 613 12. Morgenstern
Lange stand er da und starrte die über Wände gehenden eingeritzte Schrift an. Soljund. Soljund, Soljund…. Soljund. Es dämmerte ihn. Hiess so nicht eine Mine im Westen von Reach unweit des Gasthauses wo er aufgewachsen war. Genau. Soljunds Grube! Er war dort nie gewesen. Aber das er denselben Namen hier wiederentdeckte, beschäftigte ihn doch. Grübelnd ging er weiter.
Hatte diese Sunwig Soljund und alle Nachfolger die den Weg der Jarl nicht gingen, einschließlich Igmund und Hrolfdir verflucht? Es würde zumindest Sinn ergeben. War es am Ende ein Fluch der Sterblichen der die Jarl von Reach belastete und nicht einer der Göttlichen? Und selbst wenn was konnte ein Soljund Schwarz-Föhre schon getan haben, um alle nachfolgenden Jarl zu zwingen den Weg zu gehen? Er würde Nachforschungen anstellen müssen, wenn das ganze hier vorbei war.
Seine Gedanken verflogen, als er den nächsten Schrein der Göttlichen oberhalb vor sich entdeckte. Wie selbstverständlich ging er auf die Knie. Gab die Opfergabe, sein Erspartes, neben all den anderen Geldsäcken und Schmuckstücken ab und sagte bei Entfachen des Feuers die Worte: „Zenithar sagt: Arbeitet hart, dann werdet ihr belohnt. Gebt euer Geld weise aus, dann werdet ihr bequem davon leben können. Stehlt niemals, sonst werdet ihr bestraft.“ Als er den Schrein verliess, fragte er sich ob viele seiner Vorgänger Probleme hatten sich von ihrem Ersparten zu trennen. Geizige Herrscher gab es in allen Epochen der Geschichte. Ihm war Geld jedenfalls gleich. Er brauchte es wie jeder andere auch. Aber nicht um des Geldes willen.
Bald sollte er bereuen eine Wertung über das vermeintliche Verhalten seiner Vorgänger beim Begehen des Weges der Jarl gemacht zu haben. Denn nun wurde Hal Windspalter beim Schrein des Talos endgültig auf die Probe gestellt. Überall lagen verrostete und alte Klingen herum, die wohl seit Jahrhunderten wenn nicht Jahrtausenden von seinen Vorgängern abgelegt worden waren. Mittlerweile hatte Hal die Hälfte des Pilgerweges hinter sich. Große eisige Flächen von Firn und Schnee bedeckten die grauen Wände, als er vor dem Schrein stand. Den Knauf seines Zweihänders umklammert. Schon allein das letzte Erinnerungsstück seiner Mutter am Altar von Mara als Opfergabe zu hinterlassen, war mehr als schwierig gewesen. Nun aber verlangte man von ihm offensichtlich seine Klinge abzugeben. Jene Klinge mit der er Reach befreit hatte. War das der wahre Grund warum sich so viele Jarls dem Berg verweigert hatten. Weil das Opfer einfach zu groß war? Ehe er weitere Gedanken fassen konnte, schreckte ihn ein Knurren rechts über ihn hoch. Über den weiteren Treppenabsatz, starrte ein großer Eiswolf mit zurückgezogenen Lefzen und fletschenden Zähnen zu ihm herunter. Zuerst stierten sich Anwärter und Bestie nur weiter unversöhnlich an, ehe der Wolf langsam zu ihm runtertrat und der Anführer der Widder endlich Mut fasste und die Klinge zog. „Wenn ich jetzt sterbe.“ dachte Hal, und packte das Heft des Schwertes mit beiden Händen: „Dann bleibt die Klinge ohnehin hier.“ Weiter kam er nicht. Der Wolf sprang von der Treppe runter auf ihn zu. Hal konnte gerade noch insofern ausweichen, als dass das Tier auf seinen Hals gezielt hatte. Mit einem Seitenschnitt schlitzte er immerhin eine lange doch nicht tiefe Wunde vom Hals zum Bauch des Tieres. Das Fell färbte sich rot und tropfte auf den frisch gefallenen Schnee, dessen Treiben immer dichter wurde. Doch der Wolf war davon nicht abgeschreckt. Ehe Hal eine neue Position einnehmen konnte, sprang das Tier erneut zu und schnappte nach seinem Handgelenk. Ein zischender Schmerz erfüllte den Anführer der Widder, als er die Zähne in seinem Fleisch spürte. Hätte er nicht sofort reagiert hätte er wohl bald seine gesamte linke Hand verloren. Geschwind nahm sein Fuß Anlauf, und verpasste dem Biest einen Tritt in den Bauch. Der Wolf jaulte auf und sprang zur Seite. Doch Hal war nun schneller. Mit mehreren Hieben liess er mehrere Schnitte auf den Kopf des Tieres einprasseln. Der Wolf schnappte noch einmal zu. Diesmal erwischte er Hals Bein, dass er nur halbwegs und weniger schmerzhaft zu Fassen bekam. Dabei offenbarte er dem Anwärter die Breitseite seines Halses. Mit einem stechenden Schmerz in der Hand stiess Hal zu, und erwischte endlich die Halsschlagader des Wolfes. Das Tier starb endlich und ging zu Boden. Mit Schmerzen in Bein und Hand, fiel er neben dem Biest auf die Knie und kramte ohne das ihm dies bewusst war unter der klirrenden Kälte den Tornister hervor. Erleichtert stöhnte er auf als er Verband und Kräuterextrakte zum Versorgen von Wunden entdeckte. Mutter Hamal sei Dank. Er brauchte eine Stunde als er mehr schlecht als recht einen Verband um die Wunden mit eingeträufelten Extrakt gelegt hatte. Es würde halten, sofern er nicht erneut kämpfen musste, was er seufzend leider annehmen musste. Stöhnend stapfte er vorsichtig und langsam zum Schrein. Er würde den Segen nur erhalten, wenn er die Waffe ablegte. Und weil seine Lage so ernst war, hatte er keine Wahl. Er musste dem Weg weiterfolgen. „Stärkt euch für den Krieg. Begegnet Feinden und Verderbtheit mit Mut und verteidigt das Volk von Tamriel.“ Er verschnaufte ein Weilchen während er ein Feuer machte und sich dann mit dem Schrein des Talos verband. „Mögen dich der Kampf und die Klinge zufriedenstellen, Ysmir.“ sagte Hal und nannte den Gott bei seinem nordischen Namen, als er die Klinge in den Schnee neben den Schrein steckte. Schweren Herzens erhob er sich und stapfte weiter. Das Gefühl einen weiteren Teil von ihm verloren zu haben. Dieses Mal brauchte er zum nächsten Schrein von Kynareth nur noch eine weitere Stunde. Und als er die herumliegenden Reste von Bögen und Armbrüsten sah, nahm er widerstrebend die Armbrust von Rücken und legte sie zu den anderen Waffen. „Kynareth sagt: Gebraucht die Geschenke der Natur mit Klugheit. Respektiert ihre Macht und fürchtet euch vor ihrem Zorn.“ Natürlich machte es Sinn das hier als Gabe seine Schusswaffe verlangt wurde. Kynareth oder Kyne war die Göttin der Jagd. Und da die Jagd wie der Kampf ein wichtiger Bestandteil in der nordischen Kultur war, machte es Sinn das man von den kommenden Jarl auch hier verlangte sich von ihren persönlichen Gütern zu trennen. Und sei es ein Bogen.
Mittlerweile wurde es Abend. Gegen 19:00 Uhr, also schon bei vollkommener Dunkelheit, fand Hal in seinem Tornister einen Fackelstab, Leinenträger und Öl. Jetzt wo der Schnee immer dichter wurde, war zum Entfachen des Feuers insbesondere das Öl unabdingbar. Er musste allerdings erst warten bis er zum Schrein von Dibella kam, wo Feuersteine auf ihn warteten. Er lief langsamer. Die Wunden taten weh. Und die Kälte die immer schneidender und bissiger wurde, setzte ihm zu. Jede andere Rasse hätte schon aufgegeben. Nur Nords konnten unter bleibender Anstrengung einen solchen Weg fortsetzen. Aber mit Verletzungen gestaltete sich auch das schwierig. Er wusste das er durch den Kampf mit dem Wolf und die Dunkelheit Zeit verloren hatte und geschwächt war. Aber er hatte keine andere Wahl als weiterzugehen. Immer ein Bisschen, immer ein Stückchen.
Der Schrein der Dibella lag unter einer kleinen Höhle unter welche sich die Treppen wie Bootsstützen durchschlängelten. Da der Wind auch hier durchpfiff, konnte sich kein eigenes Leben in der Höhle bilden. Doch er war von dem immer grölenden Schneesturm immerhin etwas geschützt. Zunächst gelang es ihm in einer windgeschützten Ecke die Fackel und anschließend das Feuer anzumachen. Als es lustig prasselte, und er sich etwas aufgewärmt hatte, überlegte er was wohl hier von ihm erwartet wurde. Unter Kontrolle der Wunden deren aufgelegte Verbände er wieder wechselte, blickte er sich um. Gegenstände sah er hier zum ersten Mal keine. "Vielleicht mussten Anwärter hier ihre persönlichen Dibella-Statuen ablegen." dachte er scherzhaft. Doch das wahr sehr unwahrscheinlich. Er fand keine. War es das jetzt? Sollte er einfach beten und weitergehen? Nein das konnte nicht sein. Bisher war der Weg der Jarl sehr entbehrungsreich gewesen. Unter anderem weil von ihm jedes Mal ein Opfer erwartet wurde. Was konnte es nur hier sein. In der zunehmend wärmer werdenden Höhle blickte er sich um. Es wurde behaglich. Sehr sogar. Bisher hatte er noch keine Annehmlichkeiten auf dem Weg der Jarl verspürt. Würde genau aber das bei Dibella als Göttin der Lust die sogar einen Tempel in der Stadt aus Stein hatte nicht gerade Sinn machen? Er blickte sich erneut um als er wieder warm wie ein Backofen war. Der Boten war zwar nicht warm aber auch nicht mehr zu kalt. Nicht für einen Nord. Plötzlich entdeckte er überall auf den Boden abwechselnd weiße und dunkle Flecken, die sich in den Stein gefressen schienen haben. Er schreckte aus seiner im Einklang mit den Verletzungen stehenden Sitzhaltung auf. Sofort wanderte sein Blick zu der nackten Statue von Dibella. Und ein Gedanke kam ihm… Konnte das sein? Die Flecken waren nicht groß, allerdings schienen sie von Stoffen zu stammen, die wohl so aggressiv sein mussten dass sie sich in den Stein hier fraßen. Stoffe wie der männliche Samen und das Saft einer Frau? In Hals Gesicht zauberte sich ein müdes wenn auch ein schelmisches Lächeln. Es war ein seltsames Gefühl sich plötzlich die Hose herunterzuziehen und an Dinge zu denken die ihn erregten. Er musste ausnahmsweise seine unverletzte rechte Hand insofern nehmen, als dass er es sonst immer mit seiner linken zu tun pflegte die nun verletzt war. Die Zeit mit Hroki zum Beispiel. Aber nun hatte er schon so viele Opfer erbracht, dass es für ihn keinen Unterschied mehr machte. Fast fühlte er sich an die Zeit zurückerinnert, wo er in Alt-Hroldan oft im Sommer hinter die Scheune gegangen und es sich selbst gemacht hatte. Sein erstes Mal hatte er wie fast alle Bürger in Reach im Dibellatempel. Sein zweites mit Hroki. Es gab einen Grund warum der Tempel in der Stadt stand. Die Bürger brauchten in diesem harten Land Trost für die Sorgen vom Alltag. So spendete ihnen der Tempel Trost in Form von Lust. Jeder Junge und jedes Mädchen bekam als Geschenk für seine Reife den Segen Dibellas, indem er oder sie die erste Nacht mit einer Priesterin verbrachte. Wichtigste Regel war folgende: Es mussten immer Novizinnen sein die den Tempel bald verlassen und in einen anderen Teil von Tamriel oder Himmelsrand ziehen würden. Gebaren diese Kinder, wurden diese alsbald von den Müttern getrennt und wenn sie im Falle von Mädchen für würdig erachtet wurden in Dibellas Tempeln aufgenommen. Übrigens suchten die Priesterinnen nie auf diese Weise ihr neues Orakel. Hal hatte seine Novizin damals jedenfalls nach dieser Nacht nie wieder gesehen. Ob sie sein Kind geboren hatte, wusste er ebenfalls nicht zu sagen. Kein männlicher Bürger von Reach der Dibellas Segen empfangen hatte würde es je erfahren. Aber das interessierte ihn auch nicht. Er dachte nur an Hroki. Er stellte sich vor wie beide nackt im Bett unter einer Felldecke lagen, während er unter ihrem gedämpften Stöhnen in sie eindrang. Der Gedanke und die Bilder waren so schön, dass er schließlich bald nach gut 15 min seinen Samen über den Höhlenboden verteilte, ehe er die finalen Worte vor Empfangen des Segens sprach: „Dibella sagt: Öffnet euer Herz für die edlen Geheimnisse der Kunst und der Liebe. Würdigt das Geschenk der Freundschaft. Sucht Freude und Inspiration in den Mysterien der Liebe.“ Er lächelte seufzend und erhob sich, während er seine Hose wieder schloss. Warum konnten nicht alle Schreine so sein?
Er war sich sicher, dass nicht jedem Anwärter und jeder Anwärterin diese Prüfung gleich leicht gefallen wäre. Insbesondere sittsame Gesellen wie Igmund hätte er sich bei dieser Gabe schlecht vorstellen können. Aber gut. Achselzuckend ging er wieder weiter, während das Feuer in der Höhle bei Dibellas Schrein munter weiterbrannte.
Es war 22:00 Uhr als er den Schrein des Julianos erreichte. Nun begann Hal sich in seinen Umhang und Kapuze zu mümmeln, als der Sturm und der Schnee immer schlimmer wurde. Seufzend legte er seinen Orkischen Dolch der Flammen zu den anderen Gaben. Insofern als das Julianos der Gott der Magie war, musste es wohl ein Gegenstand sein der mit Magie in Verbindung stand und der dem Träger etwas bedeutete. Aber Hal hatte sich darauf eingestellt. Seufzend sprach er die Worte: „Julianos sagt: Erkennt die Wahrheit. Beachtet das Gesetz. Sucht im Zweifelsfall Rat von Weisen.“ Er blickte nach Entfachen des Feuers das er auch zum aufwärmen und erneuten Entfachen der Fackel benutzte nach oben. Der aus mehreren hervorstehenden Felszacken thronende Gipfel der Karthkrone, die ihren Namen ebenjenem Aussehen verdankte, war nicht mehr weit. Er würde nicht mehr lange brauchen. Plötzlich fuhr ein unmenschliches Gebrüll durch die Nacht, dass ihn im Mark erschauern liess. Lange stand er da und lauschte dem Brüllen nach, eher er sich zwang weiterzugehen.
Es war 23:00 als Hal endlich den Schrein des Akatosh erreichte. Der letzte Aufstieg bei den immer steiler und enger werdenden Treppen war inmitten der Kälte des Berges immer mehr kraftzehrender geworden, sodass Hal sich Pausen nahm. Wenn auch nicht lange. Unter dem Ächzen seiner Wunden erreichte er endlich den Gipfel. Er war weitläufig und nur von Schnee und Eis überdeckt. Fast kam er sich wie in einem Krater vor, der allerdings nicht allzu groß war. Markarth sah man von hier in der Dunkelheit nicht mehr. Aber es schlummerte irgendwo da unter ihm. Der Schrein des Akatosh stand in der Mitte hoch auf einem breiten Sockel zu dem kleine Stufen hochführen. Doch es war nicht der Schrein der Hals Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte. Dahinter lag ein achteckiges Gebäude aus grauen Stein, in das fein gearbeitete Säulen von kupferfarbenen Corundum eingefasst waren. Das kuppelförmige Dach war von dem gleichen Material.
„Ein Gebäude der Dwemer?“ murmelte Hal zu sich selbst, als er den Schrein zunächst links liegen liess und zu der Tür des turmartigen Hauses trat. Er drückte den Knauf. Vergeblich. Die Tür liess sich nicht öffnen. Er suchte am Boden nach einem Schlüssel. Nichts. Schließlich fiel ihm ein, dass die Tür keinen Schlüsselloch hatte. „Natürlich.“ dachte er. „Keine Dwemer-Tür ist wie die andere.“ Er schritt zurück zum Schrein. Also musste der letzte Schrein von Akatosh der Schlüssel zu der Tür sein. Anders konnte er es sich nicht erklären. Oder die Dwemer hatten dieses Gebäude absichtlich für immer für die Ewigkeit verriegelt. Zuzutrauen wäre es ihnen ja, so eifersüchtig wie sie ihre Geheimnisse hüteten. Er wollte am Schrein des Akatosh gerade das Feuer entfachen, als er innehielt. Überall lagen auf dem verschneiten plateauartigen Sockel Rüstungen und Rüstungsteile herum. Vereinzelt fand er sogar Fetzen ehemaliger Kleidung. Was sollte das hier? Warum lagen überall Rüstungsteile herum. Hatten sich seine Vorgänger vor dem Schrein ausgezogen? Lange stand er unschlüssig herum, bis es ihm schließlich dämmerte. „Man muss sich vor Akatosh entblößen.“ dachte er finster. Wenn er darüber nachdachte, machte es auch Sinn. Akatosh war der Gott der Zeit. Vor ihm waren alle Menschen, Elfen und Tiermenschen nackt. Wie an dem Tag ihrer Gebot. Das galt auch für Herrscher wie die Jarl von Reach.
Und wieder fielen Hal Windspalter in der schneidigen Kälte die Worte von Appianus Novum ein.
„...denke nicht, du würdest den Göttlichen damit einen Gefallen tun oder ihr Wohlwollen erregen….“
Die Worte hallten in seinem Kopf. Und schließlich wurde es ihm schlagartig bewusst. Er tat all diese Opfer hier zwar für die Göttlichen. Und doch waren es die Sterblichen die er damit erfreute oder verärgerte. Jeder Jarl der sich dem Weg verweigerte, traf Sunwigs Fluch den sie einst über Soljund ausgesprochen hatte. Alles um Reach von derartigen Herrschern zu bewahren, die in ihrer Arroganz nicht bereit waren Opfer zu bringen und sich doch anmaßten über andere zu herrschen. Jedes Mal wenn Dynastien von Jarl den Weg der Jarl begannen zu verweigern, suchte sie Sunwigs Fluch heim. Ob durch Aufstände der Abgeschworenen oder einen anderen Nord. Es war ein Zyklus. Einer der sich immer wiederholte. Bis heute. Ihm fiel daraufhin wieder der erste Schriftzug zu Beginn des Wegs der Jarl ein…
„Erkenne dich selbst.“
„Diese Inschrift lies Jarl Thranvjur der Alte, der Begründer des Weges der Jarl hier anbringen.“ hörte er Mutter Hamals Stimme in seinem Kopf.
„Es bedeutet das ein Jarl niemals denken sollte mehr als ein Mensch zu sein.“ „Niemals mehr als ein Mensch.“ sagte Hal und blickte zum Schrein hoch. „Niemals mehr als ein Mensch....“
Langsam begann er seine Nordstahlpanzerhandschuhe auszuziehen. „Niemals mehr als ein Mensch....“ Dann folgten Arme, Rüstung, Kettenhemd, Umhang… „Niemals mehr als ein Mensch…“
Und dann folgten Stiefel, Hemd und Leinenunterhose… Bis er schließlich splitterfasernackt in der klirrenden Kälte vor dem Schrein des Akatosh stand und bibberte. „Niemals mehr als ein Mensch…“Die Windschneiden stachen wie Klingen in sein nacktes Fleisch ein. Hal Windspalter fror. Er fror wie wohl noch nie in seinem Leben. Doch er hielt stand. Noch. Er wusste das er nicht viel Zeit hatte. Er würde erfrieren, wenn er sich nicht beeilte. Mit bebenden Händen gelang es ihm Funken auf dem mit Öl getränkten Haufen aus altem Holz und zerrissenen Fetzen seiner Vorgänger zu sammeln. Er wusste selber nicht wie. Es dauerte lange bis die Flammen in der eisigen Ödnis des Gipfels emporschlugen, und mit der letzten Rauchsäule den Bürgern Markarths unten signalisierten das Hal Windspalter den neunten und letzten Schrein des Akatosh entzündet hatte. „Akatosh sagt: Dient und gehorcht eurem Kai…. eurem Großkönig.“ schrie Hal mit aller Kraft die seine Stimmbänder in der Eiseskälte hergaben in die Welt. „Studiert die Bünde. Betet die Neun an, und beobachtet die Weisungen der Heiligen und der Priester!“ Sein Schrei war kaum verklungen, ehe ein weiterer ihn fast vom Sockel riss, auf dem er mit seiner Blöße nackt im frierenden Wind kniete. Erschrocken drehte er sich um, als er einen Eistroll wie einen weißen Riesenaffen von den Treppen runtersah. Hal war unbewaffnet. Hier war nichts mehr. Außer ihm, dem Troll und dem Tod. Er rannte so schnell er konnte wie ein nackter Tölpel der ausgeraubt worden war zu dem dwemerischen Haus. Merkte garnicht wie das hartgefrorene Eis ihm die Sohlen aufschnitt und er blutige Abdrücke hinterliess, während er wie ein Irrer an dem Grundfesten der Tür riss. Der Troll hatte den Kraterboden erreicht. Ein letzter Gedanke durchfuhr Hal. Ein letzter Gedanke den er womöglich vergessen hatte. Ohne zu wissen woher es kam, schrie er: „Die Neun sagen: Seid vor allem gut zueinander.“ Er hatte es vergessen. Natürlich. Zu den Neun Göttlichen gehörten Zehn und nicht Neun gebote. Die Tür glitt wie von Geisterhand auf. Hal schlüpfte schnell hinein. Und verschwand in der Dunkelheit. Der Troll erreichte das Dwemer-Haus und hämmerte wütend mit seinem typischen Grunzen an die Tür. Doch sie rührte sich nicht.
Es schlug 23:59 Uhr.
Fredas, 13. Abenddämmerung
9:00 Uhr bis 23:59 Uhr
Hal hatte sich vorsorglich noch einen Wanderstab mitgenommen. Nicht das er so schwach war und ihn brauchte. Doch je länger man in den Berge unterwegs war, desto besser sollte man ausgerüstet sein. Dazu gehörte auch fest auf der Erde zu stehen. Die Treppenstufen waren alt und verwittert, doch hielten sie stand, was den Anwärter auf den Thron der Trauer beruhigte. Während er anfangs noch schnell gelaufen war, merkte er bald, dass dies bei der Länge des Weges nur verschwendete Energie war. Immerhin bestieg er hier nach dem hals der Welt einen der höchsten Berge von Himmelsrand. Da war es besser seine Kräfte für den gesamten Aufstieg aufzusparen. Während er also Stufe über Stufe sich auf den Weg zur Spitze machte, dachte er über all das nach was vorgefallen war. Natürlich dachte er an das Jarlthing, an Hroki, an Igmund und schließlich dachte er über sich selbst nach. „Da ist euer vereinigtes Volk von Reach. Viel Spaß damit!“ hörte er Igmunds wütende Stimme sagen. Der Vorwurf beschäftigte ihn immer noch. Hal hatte das Jarlthing gewonnen. Aber auch nur knapp. Und Igmund hinterliess ihm ein gespaltenes Land. Ja es war richtig. Auch Hal hatte seinen Anteil an der Spaltung. Nur ein Narr konnte das Ergebnis des Things einfach übergehen. War er ein Narr? Er wollte dieses Land einen. Es wieder gesund machen. Aber wie schafft man das. Wann ist man ein guter Jarl? Hal erhoffte sich durch diese Pilgerfahrt eine Antwort darauf zu finden. Er hatte es auch getan weil ihn das Ergebnis erschreckt hatte. Er musste lernen zu herrschen. Denn wie ihm sein Negativbeispiel Ulfric Sturmmantel vor Augen führte, waren Kriege gewinnen und regieren nicht ein und dasselbe. So wandte er verstärkt den Felswänden, an welchnm die Stufen vorbeiliefen seine Aufmerksamkeit zu. Generationen von Jarl waren hier vorbeigekommen und hatten ihre Gedanken in Form von Gedichten und Sinnsprüchen aufgeschrieben. Bei vielen war die eingekerbte Schrift schon verwittert, doch während er so lief, las er ab und an die Schriftzüge seiner Vorgänger die sie der Nachwelt kommender Jarl überlassen hatten. „Gehorche dir selbst bevor dir andere gehorchen sollen.“
Las er unter anderem auf den Felswänden, und entdeckte eine verwitterte Signatur. Thranvjur der Alte! Hmmm. Was meinte er damit. Hal überlegte lange während er weiter aufstieg und Markarth unter ihm immer kleiner und kleiner wurde. Man hatte eine schöne Sicht hier. Sah den Turm der Stadtwache und blickte über die Stadt in das Tal der Trauer. „Vielleicht das man als Jarl die meiste Verantwortung trägt und dieser gerecht werden muss, und erst danach das Gefolge kommt?“ überlegte er laut. Es hätte zumindest Sinn gemacht, dass ein Herrscher nicht einfach Verantwortung abwälzen konnte. Wenn ein Untergebener etwas falsch machte, fiel dies immer auf seinen Herrn zurück. So wie damals als Hal die Bauern entschädigen musste, als seine Soldaten deren Felder zertrampelt hatten. Es dauerte gerade mal eine Stunde als er an den ersten Schrein kam. Ein großer Stapel aus Holz war hier aufgeschichtet. Dahinter erhob sich ein Schrein der Göttlichen. Hal erkannte ihn sofort. Stendarr. Rings um den Schrein hatten seine Vorgänger überall Zaubertränke der Heilung und der Gesundheit als Gabe beigelegt. Der Schrein war umringt von roten Phiolen. Also musste er das auch tun! Er kniete an der Feuerstelle nieder, und fand sofort zwei beiliegende Feuersteine mit denen es ihm gelang Funken zu schlagen und das seit Jahrhunderten vertrocknete Holz mit einigen Ästen in Brand zu setzen. Hal musste öfters pusten, um den kleinen Flammen Leben einzuhauchen. Doch bald schon breitete sich das Feuer aus, und zeigte sich stolz mit seinem Rauch den Menschen, die just im Tal auf den Weg zur Karthkrone stierten. Hal verneigte sich, kniete sich nieder und faltete mit geschlossenen Augen die Hände zusammen. „Stendarr sagt: Seid freundlich und großzügig zu den Leuten von Tamriel. Beschützt die Schwachen, heilt die Kranken und gebt den Armen.“ Nachdem er geendet hatte und seinen Heiltrank zu den anderen Gaben legte, hatte er das Gefühl sich stärker und kräftiger zu fühlen, als ihn Stendarrs Segen erfüllte. So setzte er seinen Weg fort. Er machte immer nur kleine Pausen, in denen er das größer werdende Panorama der Stadt aus Stein und dem Tal der Trauer genoss, ehe er weiter ging. Zwischendurch las er immer mal wieder die Schriftzüge an den Wänden. Unter ihnen entdeckte er kurz vor dem nächsten Schrein auch eine die gerade mal hundert Jahre alt war.
„Der Jarl ist der erste Diener des Jarltums.“ - Jarl Ighelm der Strenge. Das war Igmunds Urgroßonkel gewesen, der vor gut hundert Jahren kinderlos gestorben war und den Thron an seinen Neffen Igmar weitergegeben hatte. Reach war damals ein anderes Land gewesen. Hart wie sein Jarl der bei jedem Luxus radikal sparte, dafür aber die Armee des Landes aufbaute. Wann war die Schatzkammer zuletzt so voll gewesen wie in dieser Zeit. Hal schüttelte nur bedauernd den Kopf ehe er weiterging. Der nächste Schrein war der von Arkay. „Arkay sagt: Ehret die Erde, ihre Wesen sowie die Geister, lebend und tot. Verteidigt und hütet die Gaben der irdischen Welt und entweiht nicht die Geister der Toten.“
Hier musste Hal nach dem Entfachen des Feuers das Kaninchen vergraben, was nicht einfach da seine Vorgänger den Platz zum Vergraben ihrer Opfer großzügig genutzt hatten. Erst etwas abseits der Feuerstelle und des Schreins fand er ein Plätzchen, dass er mit der dort liegenden rostigen Schaufel aushob. So ging es weiter. Der Anwärter betrat Stufe über Stufe. Sah wie er sich von Markarth, der Stadt unter ihm, entfernte. Und nicht zum ersten Mal bangte Hal Windspalter ob der Zeit die ihm noch gegeben war. Die Sonne stand schwach zur Mittagszeit am Himmel als er den Schrein von Mara erreichte, und zum ersten Mal auf die Probe gestellt wurde.
Denn überall lagen Amulette und Ringe verteilt als Gaben um den Schrein. Lange stierte er sie an, und es bedurfte eines Blicks auf ein Amulett in der das Bild einer schönen Nord-Frau verwittert ihn anstarrte. Unweigerlich fasste er an seins. Nein! Das konnten sie nicht verlangen… Er musste sich von dem trennen was ihn noch an seine Mutter erinnerte? Er nahm es von seinem Hals und blickte es an. Es war ein Schmuckstück der Skaal in das ein kleines Stück Stahlriim eingraviert war. Seine Mutter hatte es mitgenommen als sie mit seinem Vater Solstheim verlassen hatte. Bevor sie starb, hatte sie eine Woche zuvor an einem Lagerfeuer in einer kühlen Herbstnacht es ihm vermacht. Nie hatte er es losgelassen. Immer war es bei ihm gewesen bis jetzt. Dann blickte er auf alle liegenden Gaben vor ihm. Hatten dies seine Vorgängerinnen und Vorgänger auch nicht getan? Sie alle mussten jemanden geliebt haben. Und doch opferten sie ihre Erinnerungen nur um über dieses Land zu herrschen. Hal blickte sich um und sah an einer nahe gelegenen Felswand ein weiteren Schriftzug der bereits etwas älter war.
„Als Jarl hat man keine Familie und keinen Geliebten, außer dem Volk und das Recht.“ - Jarl Vlindrel Blutbeere. Hal lächelte bitter und strich eine seiner strohblonden langen Strähnen zurück. Wie sehr hasste er es ihr Recht zu geben. Vlindrel Blutbeere hatte Reach unter einem schrecklichen Preis von den Reikmannen zurückerobert. Ihr Geliebter war bei der legendären Schlacht bei der Bardensprungspitze von einem Pfeil abgeschossen worden. Die Legenden berichteten, dass Vlindrel noch sah wie er lange in die Schlucht unter dem Donnern der Wasserfälle in die Fluten stürzte. Sie musste wie kein anderer Jarl gewusst haben wie es ist seine Liebenden für die Macht zu opfern. Er strich sanft über das Stahlriim-Amulett, ehe er es nach Entzünden der Flammen zwischen seinen gefalteten Händen hielt, die Augen schloss und kniend vor dem Schrein sagte. „Mara sagt: Lebt besonnen und friedlich. Ehret eure Eltern und bewahrt den Frieden und die Sicherheit des Hauses und der Familie.“ Dabei hielt er das Amulett sacht in den Händen, gab ihm einen letzten Kuss und sagte: „Ich komme wieder Mutter.“ Ja er würde wiederkommen. Um das Amulett immer wieder an seinem jetzigen Platz zu sehen, musste er zurückkommen und Jarl werden.
Schweren Herzens ging er weiter. Der Verlust des Amuletts hatte wehgetan. Und dann kamen ihn Appianus Worte in den Sinn. "Die Göttlichen sind nicht so grausam, wie manch einer glaubt. Sie werden dir keinen Segen verwehren, nur weil du einen Weg nicht beschreitest. Sie haben es nicht nötig, sich so an den Sterblichen großzutun. Und es gibt keinen Grund, dass du dieses Leid auf dich nimmst, und keiner deiner Bürger hier.“ Wütend stapfte Hal weiter. Nein das alles war nicht nötig gewesen. Vielleicht hatten Igmund und Hrolfdir die Götter anderweitig beleidigt. Dieses Ritual hier war ein Ritual der Sterblichen für die Sterblichen. Den Göttlichen war es wohl gleich wie viele Amulette seiner Eltern man hier wohl abwarf. Aber es war zu spät. Zu spät das Amulett aufzuheben. Zu spät um umzukehren. Und zudem fiel sein Auge bald passenderweise auf einen neuen Schriftzug, der zwar alt und verwittert aber so groß war das man ihn noch lesen konnte. Ganze Sätze waren in die Wände eingeritzt worden. Es war eine Warnung.
„Weh dir oh Soljund Schwarz-Föhre, Jarl von Reach….
Und jene die dir und mir nachkommen werden…
Möge deine Seele rastlos in der Dunkelheit sein…
Möge sie in deiner bebenden Hülle keine Ruhe finden…
Für deine Torheit den Göttlichen ihre Ehre zu versagen…
Für deine Weigerung den Weg aller Jarl zu gehen…
Mögen alle Jarl die kommen und gehen wie du einst scheitern…
Auf immerdar!“
Jarl Sunwig die Beherzte, 2 Ära Jahr 613 12. Morgenstern
Lange stand er da und starrte die über Wände gehenden eingeritzte Schrift an. Soljund. Soljund, Soljund…. Soljund. Es dämmerte ihn. Hiess so nicht eine Mine im Westen von Reach unweit des Gasthauses wo er aufgewachsen war. Genau. Soljunds Grube! Er war dort nie gewesen. Aber das er denselben Namen hier wiederentdeckte, beschäftigte ihn doch. Grübelnd ging er weiter.
Hatte diese Sunwig Soljund und alle Nachfolger die den Weg der Jarl nicht gingen, einschließlich Igmund und Hrolfdir verflucht? Es würde zumindest Sinn ergeben. War es am Ende ein Fluch der Sterblichen der die Jarl von Reach belastete und nicht einer der Göttlichen? Und selbst wenn was konnte ein Soljund Schwarz-Föhre schon getan haben, um alle nachfolgenden Jarl zu zwingen den Weg zu gehen? Er würde Nachforschungen anstellen müssen, wenn das ganze hier vorbei war.
Seine Gedanken verflogen, als er den nächsten Schrein der Göttlichen oberhalb vor sich entdeckte. Wie selbstverständlich ging er auf die Knie. Gab die Opfergabe, sein Erspartes, neben all den anderen Geldsäcken und Schmuckstücken ab und sagte bei Entfachen des Feuers die Worte: „Zenithar sagt: Arbeitet hart, dann werdet ihr belohnt. Gebt euer Geld weise aus, dann werdet ihr bequem davon leben können. Stehlt niemals, sonst werdet ihr bestraft.“ Als er den Schrein verliess, fragte er sich ob viele seiner Vorgänger Probleme hatten sich von ihrem Ersparten zu trennen. Geizige Herrscher gab es in allen Epochen der Geschichte. Ihm war Geld jedenfalls gleich. Er brauchte es wie jeder andere auch. Aber nicht um des Geldes willen.
Bald sollte er bereuen eine Wertung über das vermeintliche Verhalten seiner Vorgänger beim Begehen des Weges der Jarl gemacht zu haben. Denn nun wurde Hal Windspalter beim Schrein des Talos endgültig auf die Probe gestellt. Überall lagen verrostete und alte Klingen herum, die wohl seit Jahrhunderten wenn nicht Jahrtausenden von seinen Vorgängern abgelegt worden waren. Mittlerweile hatte Hal die Hälfte des Pilgerweges hinter sich. Große eisige Flächen von Firn und Schnee bedeckten die grauen Wände, als er vor dem Schrein stand. Den Knauf seines Zweihänders umklammert. Schon allein das letzte Erinnerungsstück seiner Mutter am Altar von Mara als Opfergabe zu hinterlassen, war mehr als schwierig gewesen. Nun aber verlangte man von ihm offensichtlich seine Klinge abzugeben. Jene Klinge mit der er Reach befreit hatte. War das der wahre Grund warum sich so viele Jarls dem Berg verweigert hatten. Weil das Opfer einfach zu groß war? Ehe er weitere Gedanken fassen konnte, schreckte ihn ein Knurren rechts über ihn hoch. Über den weiteren Treppenabsatz, starrte ein großer Eiswolf mit zurückgezogenen Lefzen und fletschenden Zähnen zu ihm herunter. Zuerst stierten sich Anwärter und Bestie nur weiter unversöhnlich an, ehe der Wolf langsam zu ihm runtertrat und der Anführer der Widder endlich Mut fasste und die Klinge zog. „Wenn ich jetzt sterbe.“ dachte Hal, und packte das Heft des Schwertes mit beiden Händen: „Dann bleibt die Klinge ohnehin hier.“ Weiter kam er nicht. Der Wolf sprang von der Treppe runter auf ihn zu. Hal konnte gerade noch insofern ausweichen, als dass das Tier auf seinen Hals gezielt hatte. Mit einem Seitenschnitt schlitzte er immerhin eine lange doch nicht tiefe Wunde vom Hals zum Bauch des Tieres. Das Fell färbte sich rot und tropfte auf den frisch gefallenen Schnee, dessen Treiben immer dichter wurde. Doch der Wolf war davon nicht abgeschreckt. Ehe Hal eine neue Position einnehmen konnte, sprang das Tier erneut zu und schnappte nach seinem Handgelenk. Ein zischender Schmerz erfüllte den Anführer der Widder, als er die Zähne in seinem Fleisch spürte. Hätte er nicht sofort reagiert hätte er wohl bald seine gesamte linke Hand verloren. Geschwind nahm sein Fuß Anlauf, und verpasste dem Biest einen Tritt in den Bauch. Der Wolf jaulte auf und sprang zur Seite. Doch Hal war nun schneller. Mit mehreren Hieben liess er mehrere Schnitte auf den Kopf des Tieres einprasseln. Der Wolf schnappte noch einmal zu. Diesmal erwischte er Hals Bein, dass er nur halbwegs und weniger schmerzhaft zu Fassen bekam. Dabei offenbarte er dem Anwärter die Breitseite seines Halses. Mit einem stechenden Schmerz in der Hand stiess Hal zu, und erwischte endlich die Halsschlagader des Wolfes. Das Tier starb endlich und ging zu Boden. Mit Schmerzen in Bein und Hand, fiel er neben dem Biest auf die Knie und kramte ohne das ihm dies bewusst war unter der klirrenden Kälte den Tornister hervor. Erleichtert stöhnte er auf als er Verband und Kräuterextrakte zum Versorgen von Wunden entdeckte. Mutter Hamal sei Dank. Er brauchte eine Stunde als er mehr schlecht als recht einen Verband um die Wunden mit eingeträufelten Extrakt gelegt hatte. Es würde halten, sofern er nicht erneut kämpfen musste, was er seufzend leider annehmen musste. Stöhnend stapfte er vorsichtig und langsam zum Schrein. Er würde den Segen nur erhalten, wenn er die Waffe ablegte. Und weil seine Lage so ernst war, hatte er keine Wahl. Er musste dem Weg weiterfolgen. „Stärkt euch für den Krieg. Begegnet Feinden und Verderbtheit mit Mut und verteidigt das Volk von Tamriel.“ Er verschnaufte ein Weilchen während er ein Feuer machte und sich dann mit dem Schrein des Talos verband. „Mögen dich der Kampf und die Klinge zufriedenstellen, Ysmir.“ sagte Hal und nannte den Gott bei seinem nordischen Namen, als er die Klinge in den Schnee neben den Schrein steckte. Schweren Herzens erhob er sich und stapfte weiter. Das Gefühl einen weiteren Teil von ihm verloren zu haben. Dieses Mal brauchte er zum nächsten Schrein von Kynareth nur noch eine weitere Stunde. Und als er die herumliegenden Reste von Bögen und Armbrüsten sah, nahm er widerstrebend die Armbrust von Rücken und legte sie zu den anderen Waffen. „Kynareth sagt: Gebraucht die Geschenke der Natur mit Klugheit. Respektiert ihre Macht und fürchtet euch vor ihrem Zorn.“ Natürlich machte es Sinn das hier als Gabe seine Schusswaffe verlangt wurde. Kynareth oder Kyne war die Göttin der Jagd. Und da die Jagd wie der Kampf ein wichtiger Bestandteil in der nordischen Kultur war, machte es Sinn das man von den kommenden Jarl auch hier verlangte sich von ihren persönlichen Gütern zu trennen. Und sei es ein Bogen.
Mittlerweile wurde es Abend. Gegen 19:00 Uhr, also schon bei vollkommener Dunkelheit, fand Hal in seinem Tornister einen Fackelstab, Leinenträger und Öl. Jetzt wo der Schnee immer dichter wurde, war zum Entfachen des Feuers insbesondere das Öl unabdingbar. Er musste allerdings erst warten bis er zum Schrein von Dibella kam, wo Feuersteine auf ihn warteten. Er lief langsamer. Die Wunden taten weh. Und die Kälte die immer schneidender und bissiger wurde, setzte ihm zu. Jede andere Rasse hätte schon aufgegeben. Nur Nords konnten unter bleibender Anstrengung einen solchen Weg fortsetzen. Aber mit Verletzungen gestaltete sich auch das schwierig. Er wusste das er durch den Kampf mit dem Wolf und die Dunkelheit Zeit verloren hatte und geschwächt war. Aber er hatte keine andere Wahl als weiterzugehen. Immer ein Bisschen, immer ein Stückchen.
Der Schrein der Dibella lag unter einer kleinen Höhle unter welche sich die Treppen wie Bootsstützen durchschlängelten. Da der Wind auch hier durchpfiff, konnte sich kein eigenes Leben in der Höhle bilden. Doch er war von dem immer grölenden Schneesturm immerhin etwas geschützt. Zunächst gelang es ihm in einer windgeschützten Ecke die Fackel und anschließend das Feuer anzumachen. Als es lustig prasselte, und er sich etwas aufgewärmt hatte, überlegte er was wohl hier von ihm erwartet wurde. Unter Kontrolle der Wunden deren aufgelegte Verbände er wieder wechselte, blickte er sich um. Gegenstände sah er hier zum ersten Mal keine. "Vielleicht mussten Anwärter hier ihre persönlichen Dibella-Statuen ablegen." dachte er scherzhaft. Doch das wahr sehr unwahrscheinlich. Er fand keine. War es das jetzt? Sollte er einfach beten und weitergehen? Nein das konnte nicht sein. Bisher war der Weg der Jarl sehr entbehrungsreich gewesen. Unter anderem weil von ihm jedes Mal ein Opfer erwartet wurde. Was konnte es nur hier sein. In der zunehmend wärmer werdenden Höhle blickte er sich um. Es wurde behaglich. Sehr sogar. Bisher hatte er noch keine Annehmlichkeiten auf dem Weg der Jarl verspürt. Würde genau aber das bei Dibella als Göttin der Lust die sogar einen Tempel in der Stadt aus Stein hatte nicht gerade Sinn machen? Er blickte sich erneut um als er wieder warm wie ein Backofen war. Der Boten war zwar nicht warm aber auch nicht mehr zu kalt. Nicht für einen Nord. Plötzlich entdeckte er überall auf den Boden abwechselnd weiße und dunkle Flecken, die sich in den Stein gefressen schienen haben. Er schreckte aus seiner im Einklang mit den Verletzungen stehenden Sitzhaltung auf. Sofort wanderte sein Blick zu der nackten Statue von Dibella. Und ein Gedanke kam ihm… Konnte das sein? Die Flecken waren nicht groß, allerdings schienen sie von Stoffen zu stammen, die wohl so aggressiv sein mussten dass sie sich in den Stein hier fraßen. Stoffe wie der männliche Samen und das Saft einer Frau? In Hals Gesicht zauberte sich ein müdes wenn auch ein schelmisches Lächeln. Es war ein seltsames Gefühl sich plötzlich die Hose herunterzuziehen und an Dinge zu denken die ihn erregten. Er musste ausnahmsweise seine unverletzte rechte Hand insofern nehmen, als dass er es sonst immer mit seiner linken zu tun pflegte die nun verletzt war. Die Zeit mit Hroki zum Beispiel. Aber nun hatte er schon so viele Opfer erbracht, dass es für ihn keinen Unterschied mehr machte. Fast fühlte er sich an die Zeit zurückerinnert, wo er in Alt-Hroldan oft im Sommer hinter die Scheune gegangen und es sich selbst gemacht hatte. Sein erstes Mal hatte er wie fast alle Bürger in Reach im Dibellatempel. Sein zweites mit Hroki. Es gab einen Grund warum der Tempel in der Stadt stand. Die Bürger brauchten in diesem harten Land Trost für die Sorgen vom Alltag. So spendete ihnen der Tempel Trost in Form von Lust. Jeder Junge und jedes Mädchen bekam als Geschenk für seine Reife den Segen Dibellas, indem er oder sie die erste Nacht mit einer Priesterin verbrachte. Wichtigste Regel war folgende: Es mussten immer Novizinnen sein die den Tempel bald verlassen und in einen anderen Teil von Tamriel oder Himmelsrand ziehen würden. Gebaren diese Kinder, wurden diese alsbald von den Müttern getrennt und wenn sie im Falle von Mädchen für würdig erachtet wurden in Dibellas Tempeln aufgenommen. Übrigens suchten die Priesterinnen nie auf diese Weise ihr neues Orakel. Hal hatte seine Novizin damals jedenfalls nach dieser Nacht nie wieder gesehen. Ob sie sein Kind geboren hatte, wusste er ebenfalls nicht zu sagen. Kein männlicher Bürger von Reach der Dibellas Segen empfangen hatte würde es je erfahren. Aber das interessierte ihn auch nicht. Er dachte nur an Hroki. Er stellte sich vor wie beide nackt im Bett unter einer Felldecke lagen, während er unter ihrem gedämpften Stöhnen in sie eindrang. Der Gedanke und die Bilder waren so schön, dass er schließlich bald nach gut 15 min seinen Samen über den Höhlenboden verteilte, ehe er die finalen Worte vor Empfangen des Segens sprach: „Dibella sagt: Öffnet euer Herz für die edlen Geheimnisse der Kunst und der Liebe. Würdigt das Geschenk der Freundschaft. Sucht Freude und Inspiration in den Mysterien der Liebe.“ Er lächelte seufzend und erhob sich, während er seine Hose wieder schloss. Warum konnten nicht alle Schreine so sein?
Er war sich sicher, dass nicht jedem Anwärter und jeder Anwärterin diese Prüfung gleich leicht gefallen wäre. Insbesondere sittsame Gesellen wie Igmund hätte er sich bei dieser Gabe schlecht vorstellen können. Aber gut. Achselzuckend ging er wieder weiter, während das Feuer in der Höhle bei Dibellas Schrein munter weiterbrannte.
Es war 22:00 Uhr als er den Schrein des Julianos erreichte. Nun begann Hal sich in seinen Umhang und Kapuze zu mümmeln, als der Sturm und der Schnee immer schlimmer wurde. Seufzend legte er seinen Orkischen Dolch der Flammen zu den anderen Gaben. Insofern als das Julianos der Gott der Magie war, musste es wohl ein Gegenstand sein der mit Magie in Verbindung stand und der dem Träger etwas bedeutete. Aber Hal hatte sich darauf eingestellt. Seufzend sprach er die Worte: „Julianos sagt: Erkennt die Wahrheit. Beachtet das Gesetz. Sucht im Zweifelsfall Rat von Weisen.“ Er blickte nach Entfachen des Feuers das er auch zum aufwärmen und erneuten Entfachen der Fackel benutzte nach oben. Der aus mehreren hervorstehenden Felszacken thronende Gipfel der Karthkrone, die ihren Namen ebenjenem Aussehen verdankte, war nicht mehr weit. Er würde nicht mehr lange brauchen. Plötzlich fuhr ein unmenschliches Gebrüll durch die Nacht, dass ihn im Mark erschauern liess. Lange stand er da und lauschte dem Brüllen nach, eher er sich zwang weiterzugehen.
Es war 23:00 als Hal endlich den Schrein des Akatosh erreichte. Der letzte Aufstieg bei den immer steiler und enger werdenden Treppen war inmitten der Kälte des Berges immer mehr kraftzehrender geworden, sodass Hal sich Pausen nahm. Wenn auch nicht lange. Unter dem Ächzen seiner Wunden erreichte er endlich den Gipfel. Er war weitläufig und nur von Schnee und Eis überdeckt. Fast kam er sich wie in einem Krater vor, der allerdings nicht allzu groß war. Markarth sah man von hier in der Dunkelheit nicht mehr. Aber es schlummerte irgendwo da unter ihm. Der Schrein des Akatosh stand in der Mitte hoch auf einem breiten Sockel zu dem kleine Stufen hochführen. Doch es war nicht der Schrein der Hals Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte. Dahinter lag ein achteckiges Gebäude aus grauen Stein, in das fein gearbeitete Säulen von kupferfarbenen Corundum eingefasst waren. Das kuppelförmige Dach war von dem gleichen Material.
„Ein Gebäude der Dwemer?“ murmelte Hal zu sich selbst, als er den Schrein zunächst links liegen liess und zu der Tür des turmartigen Hauses trat. Er drückte den Knauf. Vergeblich. Die Tür liess sich nicht öffnen. Er suchte am Boden nach einem Schlüssel. Nichts. Schließlich fiel ihm ein, dass die Tür keinen Schlüsselloch hatte. „Natürlich.“ dachte er. „Keine Dwemer-Tür ist wie die andere.“ Er schritt zurück zum Schrein. Also musste der letzte Schrein von Akatosh der Schlüssel zu der Tür sein. Anders konnte er es sich nicht erklären. Oder die Dwemer hatten dieses Gebäude absichtlich für immer für die Ewigkeit verriegelt. Zuzutrauen wäre es ihnen ja, so eifersüchtig wie sie ihre Geheimnisse hüteten. Er wollte am Schrein des Akatosh gerade das Feuer entfachen, als er innehielt. Überall lagen auf dem verschneiten plateauartigen Sockel Rüstungen und Rüstungsteile herum. Vereinzelt fand er sogar Fetzen ehemaliger Kleidung. Was sollte das hier? Warum lagen überall Rüstungsteile herum. Hatten sich seine Vorgänger vor dem Schrein ausgezogen? Lange stand er unschlüssig herum, bis es ihm schließlich dämmerte. „Man muss sich vor Akatosh entblößen.“ dachte er finster. Wenn er darüber nachdachte, machte es auch Sinn. Akatosh war der Gott der Zeit. Vor ihm waren alle Menschen, Elfen und Tiermenschen nackt. Wie an dem Tag ihrer Gebot. Das galt auch für Herrscher wie die Jarl von Reach.
Und wieder fielen Hal Windspalter in der schneidigen Kälte die Worte von Appianus Novum ein.
„...denke nicht, du würdest den Göttlichen damit einen Gefallen tun oder ihr Wohlwollen erregen….“
Die Worte hallten in seinem Kopf. Und schließlich wurde es ihm schlagartig bewusst. Er tat all diese Opfer hier zwar für die Göttlichen. Und doch waren es die Sterblichen die er damit erfreute oder verärgerte. Jeder Jarl der sich dem Weg verweigerte, traf Sunwigs Fluch den sie einst über Soljund ausgesprochen hatte. Alles um Reach von derartigen Herrschern zu bewahren, die in ihrer Arroganz nicht bereit waren Opfer zu bringen und sich doch anmaßten über andere zu herrschen. Jedes Mal wenn Dynastien von Jarl den Weg der Jarl begannen zu verweigern, suchte sie Sunwigs Fluch heim. Ob durch Aufstände der Abgeschworenen oder einen anderen Nord. Es war ein Zyklus. Einer der sich immer wiederholte. Bis heute. Ihm fiel daraufhin wieder der erste Schriftzug zu Beginn des Wegs der Jarl ein…
„Erkenne dich selbst.“
„Diese Inschrift lies Jarl Thranvjur der Alte, der Begründer des Weges der Jarl hier anbringen.“ hörte er Mutter Hamals Stimme in seinem Kopf.
„Es bedeutet das ein Jarl niemals denken sollte mehr als ein Mensch zu sein.“ „Niemals mehr als ein Mensch.“ sagte Hal und blickte zum Schrein hoch. „Niemals mehr als ein Mensch....“
Langsam begann er seine Nordstahlpanzerhandschuhe auszuziehen. „Niemals mehr als ein Mensch....“ Dann folgten Arme, Rüstung, Kettenhemd, Umhang… „Niemals mehr als ein Mensch…“
Und dann folgten Stiefel, Hemd und Leinenunterhose… Bis er schließlich splitterfasernackt in der klirrenden Kälte vor dem Schrein des Akatosh stand und bibberte. „Niemals mehr als ein Mensch…“Die Windschneiden stachen wie Klingen in sein nacktes Fleisch ein. Hal Windspalter fror. Er fror wie wohl noch nie in seinem Leben. Doch er hielt stand. Noch. Er wusste das er nicht viel Zeit hatte. Er würde erfrieren, wenn er sich nicht beeilte. Mit bebenden Händen gelang es ihm Funken auf dem mit Öl getränkten Haufen aus altem Holz und zerrissenen Fetzen seiner Vorgänger zu sammeln. Er wusste selber nicht wie. Es dauerte lange bis die Flammen in der eisigen Ödnis des Gipfels emporschlugen, und mit der letzten Rauchsäule den Bürgern Markarths unten signalisierten das Hal Windspalter den neunten und letzten Schrein des Akatosh entzündet hatte. „Akatosh sagt: Dient und gehorcht eurem Kai…. eurem Großkönig.“ schrie Hal mit aller Kraft die seine Stimmbänder in der Eiseskälte hergaben in die Welt. „Studiert die Bünde. Betet die Neun an, und beobachtet die Weisungen der Heiligen und der Priester!“ Sein Schrei war kaum verklungen, ehe ein weiterer ihn fast vom Sockel riss, auf dem er mit seiner Blöße nackt im frierenden Wind kniete. Erschrocken drehte er sich um, als er einen Eistroll wie einen weißen Riesenaffen von den Treppen runtersah. Hal war unbewaffnet. Hier war nichts mehr. Außer ihm, dem Troll und dem Tod. Er rannte so schnell er konnte wie ein nackter Tölpel der ausgeraubt worden war zu dem dwemerischen Haus. Merkte garnicht wie das hartgefrorene Eis ihm die Sohlen aufschnitt und er blutige Abdrücke hinterliess, während er wie ein Irrer an dem Grundfesten der Tür riss. Der Troll hatte den Kraterboden erreicht. Ein letzter Gedanke durchfuhr Hal. Ein letzter Gedanke den er womöglich vergessen hatte. Ohne zu wissen woher es kam, schrie er: „Die Neun sagen: Seid vor allem gut zueinander.“ Er hatte es vergessen. Natürlich. Zu den Neun Göttlichen gehörten Zehn und nicht Neun gebote. Die Tür glitt wie von Geisterhand auf. Hal schlüpfte schnell hinein. Und verschwand in der Dunkelheit. Der Troll erreichte das Dwemer-Haus und hämmerte wütend mit seinem typischen Grunzen an die Tür. Doch sie rührte sich nicht.
Es schlug 23:59 Uhr.
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Weg der Jarl Teil 2
Loredas, 14. Abenddämmerung
00:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Es fühlte sich an als würde sein Herz bersten, als er nackt und gejagt von Schnee und Eis sich im Inneren des Dwemerischen Hauses wiederfand. Hal Windspalter atmete schwer, während er erschöpft zur Erde niedersank. Draussen hämmerte der Troll immer noch gegen die Tür. Doch ihre Festen hielten stand, sodass er wohl irgendwann das Interesse verlor. Jedenfalls glaubte Hal das. Vermutlich wartete er draussen auf ihn. Er brauchte etwas länger, bevor er sich in dem Raum umsehen und neu orientieren konnte. In der Mitte war ein großer rechteckiger steinerner Sockel, auf denen mehrere Gegenstände lagen. Wärme spendeten die Lampen die vor langer Zeit die Dwemer an den Wänden als Licht- und Wärmequellen angebracht hatten. Hier drin war es auf jeden Fall behaglicher als da draussen im Schneesturm. Er rappelte sich auf und besah die Gegenstände auf dem Tisch genauer. Es waren mehrere Rüstungsteile einfacher Fellrüstungen. Offenbar musste einer seiner Vorgänger hier Kleider zurückgelassen haben. Kein Jarl oder Anwärter wäre wohl freiwillig zu seinem Volk nackt zurückgekehrt. Als Hal sich die einzelnen Teile der Fellrüstung überzog, fühlte er sich wieder behaglich und wohl. Endlich konnte er ausschnaufen. Das eben da draussen war annähernd wie das Reich des Vergessens gewesen. Nords waren kälteresistent ja. Aber auch diese Resistenz fand ihre Grenzen. Und doch war Hal froh diese Erfahrung gemacht zu haben. Keine Prüfung wie die des Akatosh hatte ihm so klar vor Augen geführt, dass ein Jarl nie die Bodenhaftung verlieren durfte. Er war ein sterbliches Wesen. Nichts weniger. Mochte der Weg der Jarl eine Erfindung seines sterblichen Vorgängers gewesen sein, half es ihm zu verstehen wo als Jarl sein Platz war. Unter den Menschen. Nicht unter den Göttern. Männer wie Ulfrik Sturmmantel und Thongvor Silber-Blut hatten sich angemaßt wie Götter unter Menschen zu wandeln. Ulfrik sogar indem er eine Waffe wie die Stimme gegen einen wehrlosen wie Torygg einsetzte, obgleich diese Macht der Verehrung der Götter vorbehalten war. Hal hatte verstanden das jedwede menschliche Arroganz nackt vor der Herrlichkeit der Göttlichen war. Er würde als Jarl versuchen nie die Bodenhaftung zu verlieren, und getreu seines Auftrags zum Wohl des Volkes von Reach zu handeln.
Lange schon hatte er jenes Schwert in der Mitte des Tisches entdeckt, es aber nicht gewagt es bisher anzurühren. Seine Form, der Glanz des Metalls und die Länge der Ebenerz-Klinge liessen ihn einen längeren Moment innehalten.
Es war eine reine Klinge aus schwarzen Ebenerz. Das besondere an ihr jedoch waren die nach unten gebogenen mit feinen eingearbeiteten Rillen versehenen Schwerthalter. "Wie die Hörner eines Widders." stellte Hal beeindruckt fest. In ihm keimte eine Ahnung. Doch er musste erst das Stück Pergament lesen, dass er neben der Klinge zusammengefaltet fand.
"An meine Nachfolgerin, meinen Nachfolger,
Wenn ihr dies lest bin ich Igmar, Jarl von Reach, bereits tot.
Ich habe bei meinem letzten Aufstieg auf die Karthkrone jenes
Schwert das von den Altvorderen den Namen "Gehörnte Klinge"
bekam, hier in der Hoffnung verwahrt das eines Tages ein würdiger
Jarl es tragen wird. Ich befürchte das mein Sohn und Erbe Hrolfdir
dieser Bürde nicht würdig ist. Noch mein Enkel Igmund. Deshalb überlasse ich das Schwert dem der die Mühen auf sich genommen
hat jenen Berg zu besteigen, als dass er sich bewusst werden möge
welcher Verantwortung dem Amt des Jarl von Reach innewohnt.
Jarl Igmar, 4. Letzte Saat im Jahre 4Ä 121"
Mit bebenden Händen liess Hal das Pergament sinken, und blickte zurück auf das Schwert, das er schließlich ergriff. Es war schwer. Schwerer als seins. Und doch fühlte es sich gut an. Jeder Junge und jedes Mädchen war mit den Geschichten über die Gehörnte Klinge aufgewachsen. Die Gehörnte Klinge war das nordische Äquivalent zum Schwert des Roten Adlers gewesen. Viele Jarl hatten es getragen. Insbesondere wenn sie Reach von den Reikmannen wieder zurückerobern mussten. Er würde sich dem Schwert würdig erweisen. Gleich da draussen wo der Troll auf ihn wartete. Hal atmete durch, ehe er mit der Klinge bewaffnet die Tür nach draussen öffnete. Wo ihn der Troll erwartete.
Das Ungetüm brüllte wütend als in dem Schneetreiben erwachte, und nun dem Nord der zunächst hilflos gewesen war jetzt bewaffnet gegenüberstand. Hal erinnerte sich wie er von so einem Vieh bei einem Jagdausflug mit Fenris beinahe umgebracht worden wäre. "Los du Scheisskerl, komm her!" knurrte er während er mit der Gehörnten Klinge in eine Verteidigungshaltung ging.
Der Troll brüllte nur abermals auf, bevor er in seine typische Drohhaltung ging und sich mit den Fäusten auf die weißbehaarte Brust schlug. Wen glaubte er damit zu beeindrucken? Hal etwa? Symbolisch blickte der Nord sich um, konnte aber kein Weibchen entdecken ohne seinen Gegner aus den Augen zu lassen.Das war eine kluge Entscheidung gewesen. Der Troll griff sofort an. Mit seinen Pranken schleuderte er seine gesamte Kraft auf Hal, der nur rechtzeitig sich ducken und dem Ungetüm einen leichten Schnitt in die Seite verpassen konnte. Trolle waren anfällig gegenüber Feuer. Hal sah unweigerlich zum Schrein des Akatosh wo sein Feuer dem Schneesturm trotzend munter weiterbrannte. Zwar war er angezogen, doch taten die vorherigen Wunden in seiner Hand und seinem Bein immer noch weh. Er würde so nicht lange durchhalten. Der Troll nahm zum nächsten Schlag aus. Doch dieses Mal war Hal zu langsam. Er konnte die Pranke zwar noch abwehren, doch war ihre Wucht so stark das ihm das Schwert aus der Hand flog und er das Gleichgewicht verlor und zu Boden fiel. "Verdammte scheisse!" fluchte er und biss die Zähne zusammen. Der Troll war über ihm. Das Schwer lag von seiner Hand vielleicht gerade noch mit den Fingerspitzen erreichbar daneben. Er wollte danach greifen, doch hatte das Ungetüm wohl erkannt dass der glitzernde Gegenstand dessen sich der Mensch bemächtigte ihm Schmerzen zufügte. Mit einem Schlag wischte er die Klinge wie eine lästige Fliege weg, sodass sie einige Meter ausgerechnet vor das Feuer zum Schrein flog, und dort mit einem klagenden Scheppern auf dem harten Stein landete. Doch Hal nutzte diesen Moment aus. Er trat mit seinen beiden Beinen in Brust- und Gesichtsbereich des Monsters das versuchte ihn zu packen. Der Troll knurrte nur wütend. Etliche Male taten sie dies, ehe das Ungeheuer versuchte eins der Beine zu brechen. Dieses Moment hatte Hal kommen sehen. Mit seiner rechten Handfläche formte er einen kleinen Schneeball. Und ehe der Troll weitermachen konnte, warf der Anführer der Widder die Schneekugel mitten in sein hässliches Gesicht wo mehrere schwarze böse Augen Hal anstierten. Es war ein kurzer Moment wo der Troll Hal unweigerlich losliess und sich brüllend an die Augen fasste. Aber er reichte. Hal hastete unter zunehmenden Schmerzen zum Schrein hoch. Nahm Schwert und einen handlich brennenden Scheit zusammen in seine Hände. "Komm her." knurrte er, als der Troll sich gefasst hatte. "Bringen wir es endlich zu Ende!" Der Troll gehorchte und hastete wütend auf den Nord zu. Hal setzte Klinge und Feuer in Position. Als der Troll nach ihm wieder schlug, rutschte er zwar wieder auf dem gefrorenen Stein aus. Doch obgleich nun auch sein Rücken bei der harten Landung protestierte, behielt Hal die Nerven. Er hielt seine Waffen immer noch in seiner Hand. Der Troll war nun über ihm. Das Maul breit geöffnet. Und dann stach Hal zu. Die Gehörnte Klinge stach durch seinen Kiefer durch, während das Feuer das umliegende Fleisch verbrannte. Der Troll jaulte auf. Noch nie hatte er wohl solche Schmerzen erdulden müssen. Blind vor Schmerz und Wut schlug er wie wild um sich, jedoch ohne Strategie ohne Richtung, sodass es Hal ein leichtes war ihm auszuweichen. Mit zusammengebissenen Zähnen stand der Nord wieder auf. Und schlug mit kaltem Blick auf das Monster mehrmals ein. Liess das Feuer der Fackel immer wieder auf die Haut des Trolls nieder, bis es schließlich zu Ende war. Der Troll fiel vor ihm tot auf den Boden. Und Hal sackte erschöpft auf die Knie, während die Kälte ihn umkreiste. "Nein." sagte Hal sich. "Ich werde hier nicht sterben. Nicht nach alledem. Noch ist mein Platz unter den Lebenden." Er stützte sich mit der Gehörten Klinge auf, und schleppte sich durch den Schnee unter allen Blessuren, Wunden und Schmerzen zu dem Weg nach unten zurück.
Die Nacht verging und Hal Windspalter hatte das Gefühl die Welt auf seinen Schultern zu tragen. Sein Körper schrie nach Erholung. Doch der Anführer der Widder ging die Treppen langsam aber sicher herunter. Er hatte Zeit verloren. Unnötige Zeit. Jetzt wo der Morgen graute, musste er sich beeilen. Bis Sonnenuntergang hatte er Zeit. Wenn er es bis dahin nicht Markarth zurück schaffte, war alles verloren. Dieses Mal lag es an ihm. Nur an ihm.
Stunden über Stunden vergingen als Hal schließlich alle Schreine einschließlich des Ersten hinter sich gelassen hatte. Es war 17:00 Uhr Abends. In einer Stunde würde die Sonne untergehen. Und dennoch konnte er nicht schneller gehen. Er hatte zuvor kleine Pausens des Verschnaufens machen müssen. Er war müde. So müde. Bald würde er vor Erschöpfung zusammenbrechen. Es war nur die Aussicht es noch schaffen zu können die ihn auf den Beinen hielt.
Und doch sank die Aussicht. Die Sonne neigte sich gen Osten zu. Versenkte Markarth in blutrotes Licht, als er aus dem Tal der Trauer hinausblickte. 7 Meter stand er nun über der Stadt. Es war 17:20. Die Strahlen der Sonne standen nun tiefer. Plötzlich riss ihn ein Brummen aus seinem schläfrigen Gedanken. Ein Schneebär stand da vor ihm auf den Weg. Wo kam der nur hierher? Ein letztes Mal wurde Hal Windspalter wacher. Er würde mit seinen Wunden keinen Kampf gegen den Bären bestehen. Die Zeit rann. Wenn er sich nicht beeilte, würde die Sonne untergehen. Er hatte keine Wahl. Er musste das Tier so schnell wie möglich erlegen. Das Tier bemerkte ihn. Knurrend trat der Bär langsam nach oben wo Hal stand. "Nein." sagte Hal leise. "Ich habe keine Zeit. Ich gewähre dir die Gnade eines schnellen Todes. Denn du stehst mir im Weg." Mit all seiner Kraft ergriff er mit losen Händen die Gehörnte Klinge. Der Bär kam näher. Und Hal warf. Nahm all seine letzten Kräfte zusammen und warf die Klinge in den Kopf des Tieres. Und der Bär sackte zusammen.
17:30
Nur noch wenige Strahlen hingen im Tal der Trauer, als Hal zu dem toten Schneebären trat und verzweifelt nach unten blickte.
Er würde nicht mehr rechtzeitig runtergehen können.
Es war vorbei.
Außer....
Er blickte zu dem toten Tier. Die Klinge stakte immer noch in dessen Kopf.
Hal zog sie heraus. Sie war blutverschmiert.
Und das würde sie gleich noch mal sein.
Er nahm die Klinge und schnitt den Bauch des Bären auf. Schnitt alles auf.
Nahm die Gedärme heraus, bis eine große gähnende Öffnung vor ihm war. Hal steckte die Klinge ein.
Und dann stieg er in das Innere des Bären ein. Es waren die letzten Kraftreserven die Hal Windspalter aufwendete, als er sich wie ein Kind in dem Leib des Bären, ja in all dem Blut das ihn benetzte rollte. So wie er das auf weichen Bergwiesen als Junge getan hatte. Bis schließlich ein toter weißer Bär mit einem Menschen darin in den Abgrund fiel und hart auf Markarther Boden vor all den Menschen die entsetzt schrien auflandete.
Und just nach dem Aufprall verschwand der allerletzte Sonnenstrahl und kündigte die Nacht an.
tbc: Hexenheilerei
00:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Es fühlte sich an als würde sein Herz bersten, als er nackt und gejagt von Schnee und Eis sich im Inneren des Dwemerischen Hauses wiederfand. Hal Windspalter atmete schwer, während er erschöpft zur Erde niedersank. Draussen hämmerte der Troll immer noch gegen die Tür. Doch ihre Festen hielten stand, sodass er wohl irgendwann das Interesse verlor. Jedenfalls glaubte Hal das. Vermutlich wartete er draussen auf ihn. Er brauchte etwas länger, bevor er sich in dem Raum umsehen und neu orientieren konnte. In der Mitte war ein großer rechteckiger steinerner Sockel, auf denen mehrere Gegenstände lagen. Wärme spendeten die Lampen die vor langer Zeit die Dwemer an den Wänden als Licht- und Wärmequellen angebracht hatten. Hier drin war es auf jeden Fall behaglicher als da draussen im Schneesturm. Er rappelte sich auf und besah die Gegenstände auf dem Tisch genauer. Es waren mehrere Rüstungsteile einfacher Fellrüstungen. Offenbar musste einer seiner Vorgänger hier Kleider zurückgelassen haben. Kein Jarl oder Anwärter wäre wohl freiwillig zu seinem Volk nackt zurückgekehrt. Als Hal sich die einzelnen Teile der Fellrüstung überzog, fühlte er sich wieder behaglich und wohl. Endlich konnte er ausschnaufen. Das eben da draussen war annähernd wie das Reich des Vergessens gewesen. Nords waren kälteresistent ja. Aber auch diese Resistenz fand ihre Grenzen. Und doch war Hal froh diese Erfahrung gemacht zu haben. Keine Prüfung wie die des Akatosh hatte ihm so klar vor Augen geführt, dass ein Jarl nie die Bodenhaftung verlieren durfte. Er war ein sterbliches Wesen. Nichts weniger. Mochte der Weg der Jarl eine Erfindung seines sterblichen Vorgängers gewesen sein, half es ihm zu verstehen wo als Jarl sein Platz war. Unter den Menschen. Nicht unter den Göttern. Männer wie Ulfrik Sturmmantel und Thongvor Silber-Blut hatten sich angemaßt wie Götter unter Menschen zu wandeln. Ulfrik sogar indem er eine Waffe wie die Stimme gegen einen wehrlosen wie Torygg einsetzte, obgleich diese Macht der Verehrung der Götter vorbehalten war. Hal hatte verstanden das jedwede menschliche Arroganz nackt vor der Herrlichkeit der Göttlichen war. Er würde als Jarl versuchen nie die Bodenhaftung zu verlieren, und getreu seines Auftrags zum Wohl des Volkes von Reach zu handeln.
Lange schon hatte er jenes Schwert in der Mitte des Tisches entdeckt, es aber nicht gewagt es bisher anzurühren. Seine Form, der Glanz des Metalls und die Länge der Ebenerz-Klinge liessen ihn einen längeren Moment innehalten.
Es war eine reine Klinge aus schwarzen Ebenerz. Das besondere an ihr jedoch waren die nach unten gebogenen mit feinen eingearbeiteten Rillen versehenen Schwerthalter. "Wie die Hörner eines Widders." stellte Hal beeindruckt fest. In ihm keimte eine Ahnung. Doch er musste erst das Stück Pergament lesen, dass er neben der Klinge zusammengefaltet fand.
"An meine Nachfolgerin, meinen Nachfolger,
Wenn ihr dies lest bin ich Igmar, Jarl von Reach, bereits tot.
Ich habe bei meinem letzten Aufstieg auf die Karthkrone jenes
Schwert das von den Altvorderen den Namen "Gehörnte Klinge"
bekam, hier in der Hoffnung verwahrt das eines Tages ein würdiger
Jarl es tragen wird. Ich befürchte das mein Sohn und Erbe Hrolfdir
dieser Bürde nicht würdig ist. Noch mein Enkel Igmund. Deshalb überlasse ich das Schwert dem der die Mühen auf sich genommen
hat jenen Berg zu besteigen, als dass er sich bewusst werden möge
welcher Verantwortung dem Amt des Jarl von Reach innewohnt.
Jarl Igmar, 4. Letzte Saat im Jahre 4Ä 121"
Mit bebenden Händen liess Hal das Pergament sinken, und blickte zurück auf das Schwert, das er schließlich ergriff. Es war schwer. Schwerer als seins. Und doch fühlte es sich gut an. Jeder Junge und jedes Mädchen war mit den Geschichten über die Gehörnte Klinge aufgewachsen. Die Gehörnte Klinge war das nordische Äquivalent zum Schwert des Roten Adlers gewesen. Viele Jarl hatten es getragen. Insbesondere wenn sie Reach von den Reikmannen wieder zurückerobern mussten. Er würde sich dem Schwert würdig erweisen. Gleich da draussen wo der Troll auf ihn wartete. Hal atmete durch, ehe er mit der Klinge bewaffnet die Tür nach draussen öffnete. Wo ihn der Troll erwartete.
Das Ungetüm brüllte wütend als in dem Schneetreiben erwachte, und nun dem Nord der zunächst hilflos gewesen war jetzt bewaffnet gegenüberstand. Hal erinnerte sich wie er von so einem Vieh bei einem Jagdausflug mit Fenris beinahe umgebracht worden wäre. "Los du Scheisskerl, komm her!" knurrte er während er mit der Gehörnten Klinge in eine Verteidigungshaltung ging.
Der Troll brüllte nur abermals auf, bevor er in seine typische Drohhaltung ging und sich mit den Fäusten auf die weißbehaarte Brust schlug. Wen glaubte er damit zu beeindrucken? Hal etwa? Symbolisch blickte der Nord sich um, konnte aber kein Weibchen entdecken ohne seinen Gegner aus den Augen zu lassen.Das war eine kluge Entscheidung gewesen. Der Troll griff sofort an. Mit seinen Pranken schleuderte er seine gesamte Kraft auf Hal, der nur rechtzeitig sich ducken und dem Ungetüm einen leichten Schnitt in die Seite verpassen konnte. Trolle waren anfällig gegenüber Feuer. Hal sah unweigerlich zum Schrein des Akatosh wo sein Feuer dem Schneesturm trotzend munter weiterbrannte. Zwar war er angezogen, doch taten die vorherigen Wunden in seiner Hand und seinem Bein immer noch weh. Er würde so nicht lange durchhalten. Der Troll nahm zum nächsten Schlag aus. Doch dieses Mal war Hal zu langsam. Er konnte die Pranke zwar noch abwehren, doch war ihre Wucht so stark das ihm das Schwert aus der Hand flog und er das Gleichgewicht verlor und zu Boden fiel. "Verdammte scheisse!" fluchte er und biss die Zähne zusammen. Der Troll war über ihm. Das Schwer lag von seiner Hand vielleicht gerade noch mit den Fingerspitzen erreichbar daneben. Er wollte danach greifen, doch hatte das Ungetüm wohl erkannt dass der glitzernde Gegenstand dessen sich der Mensch bemächtigte ihm Schmerzen zufügte. Mit einem Schlag wischte er die Klinge wie eine lästige Fliege weg, sodass sie einige Meter ausgerechnet vor das Feuer zum Schrein flog, und dort mit einem klagenden Scheppern auf dem harten Stein landete. Doch Hal nutzte diesen Moment aus. Er trat mit seinen beiden Beinen in Brust- und Gesichtsbereich des Monsters das versuchte ihn zu packen. Der Troll knurrte nur wütend. Etliche Male taten sie dies, ehe das Ungeheuer versuchte eins der Beine zu brechen. Dieses Moment hatte Hal kommen sehen. Mit seiner rechten Handfläche formte er einen kleinen Schneeball. Und ehe der Troll weitermachen konnte, warf der Anführer der Widder die Schneekugel mitten in sein hässliches Gesicht wo mehrere schwarze böse Augen Hal anstierten. Es war ein kurzer Moment wo der Troll Hal unweigerlich losliess und sich brüllend an die Augen fasste. Aber er reichte. Hal hastete unter zunehmenden Schmerzen zum Schrein hoch. Nahm Schwert und einen handlich brennenden Scheit zusammen in seine Hände. "Komm her." knurrte er, als der Troll sich gefasst hatte. "Bringen wir es endlich zu Ende!" Der Troll gehorchte und hastete wütend auf den Nord zu. Hal setzte Klinge und Feuer in Position. Als der Troll nach ihm wieder schlug, rutschte er zwar wieder auf dem gefrorenen Stein aus. Doch obgleich nun auch sein Rücken bei der harten Landung protestierte, behielt Hal die Nerven. Er hielt seine Waffen immer noch in seiner Hand. Der Troll war nun über ihm. Das Maul breit geöffnet. Und dann stach Hal zu. Die Gehörnte Klinge stach durch seinen Kiefer durch, während das Feuer das umliegende Fleisch verbrannte. Der Troll jaulte auf. Noch nie hatte er wohl solche Schmerzen erdulden müssen. Blind vor Schmerz und Wut schlug er wie wild um sich, jedoch ohne Strategie ohne Richtung, sodass es Hal ein leichtes war ihm auszuweichen. Mit zusammengebissenen Zähnen stand der Nord wieder auf. Und schlug mit kaltem Blick auf das Monster mehrmals ein. Liess das Feuer der Fackel immer wieder auf die Haut des Trolls nieder, bis es schließlich zu Ende war. Der Troll fiel vor ihm tot auf den Boden. Und Hal sackte erschöpft auf die Knie, während die Kälte ihn umkreiste. "Nein." sagte Hal sich. "Ich werde hier nicht sterben. Nicht nach alledem. Noch ist mein Platz unter den Lebenden." Er stützte sich mit der Gehörten Klinge auf, und schleppte sich durch den Schnee unter allen Blessuren, Wunden und Schmerzen zu dem Weg nach unten zurück.
Die Nacht verging und Hal Windspalter hatte das Gefühl die Welt auf seinen Schultern zu tragen. Sein Körper schrie nach Erholung. Doch der Anführer der Widder ging die Treppen langsam aber sicher herunter. Er hatte Zeit verloren. Unnötige Zeit. Jetzt wo der Morgen graute, musste er sich beeilen. Bis Sonnenuntergang hatte er Zeit. Wenn er es bis dahin nicht Markarth zurück schaffte, war alles verloren. Dieses Mal lag es an ihm. Nur an ihm.
Stunden über Stunden vergingen als Hal schließlich alle Schreine einschließlich des Ersten hinter sich gelassen hatte. Es war 17:00 Uhr Abends. In einer Stunde würde die Sonne untergehen. Und dennoch konnte er nicht schneller gehen. Er hatte zuvor kleine Pausens des Verschnaufens machen müssen. Er war müde. So müde. Bald würde er vor Erschöpfung zusammenbrechen. Es war nur die Aussicht es noch schaffen zu können die ihn auf den Beinen hielt.
Und doch sank die Aussicht. Die Sonne neigte sich gen Osten zu. Versenkte Markarth in blutrotes Licht, als er aus dem Tal der Trauer hinausblickte. 7 Meter stand er nun über der Stadt. Es war 17:20. Die Strahlen der Sonne standen nun tiefer. Plötzlich riss ihn ein Brummen aus seinem schläfrigen Gedanken. Ein Schneebär stand da vor ihm auf den Weg. Wo kam der nur hierher? Ein letztes Mal wurde Hal Windspalter wacher. Er würde mit seinen Wunden keinen Kampf gegen den Bären bestehen. Die Zeit rann. Wenn er sich nicht beeilte, würde die Sonne untergehen. Er hatte keine Wahl. Er musste das Tier so schnell wie möglich erlegen. Das Tier bemerkte ihn. Knurrend trat der Bär langsam nach oben wo Hal stand. "Nein." sagte Hal leise. "Ich habe keine Zeit. Ich gewähre dir die Gnade eines schnellen Todes. Denn du stehst mir im Weg." Mit all seiner Kraft ergriff er mit losen Händen die Gehörnte Klinge. Der Bär kam näher. Und Hal warf. Nahm all seine letzten Kräfte zusammen und warf die Klinge in den Kopf des Tieres. Und der Bär sackte zusammen.
17:30
Nur noch wenige Strahlen hingen im Tal der Trauer, als Hal zu dem toten Schneebären trat und verzweifelt nach unten blickte.
Er würde nicht mehr rechtzeitig runtergehen können.
Es war vorbei.
Außer....
Er blickte zu dem toten Tier. Die Klinge stakte immer noch in dessen Kopf.
Hal zog sie heraus. Sie war blutverschmiert.
Und das würde sie gleich noch mal sein.
Er nahm die Klinge und schnitt den Bauch des Bären auf. Schnitt alles auf.
Nahm die Gedärme heraus, bis eine große gähnende Öffnung vor ihm war. Hal steckte die Klinge ein.
Und dann stieg er in das Innere des Bären ein. Es waren die letzten Kraftreserven die Hal Windspalter aufwendete, als er sich wie ein Kind in dem Leib des Bären, ja in all dem Blut das ihn benetzte rollte. So wie er das auf weichen Bergwiesen als Junge getan hatte. Bis schließlich ein toter weißer Bär mit einem Menschen darin in den Abgrund fiel und hart auf Markarther Boden vor all den Menschen die entsetzt schrien auflandete.
Und just nach dem Aufprall verschwand der allerletzte Sonnenstrahl und kündigte die Nacht an.
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